Ein andere Sichtweise auf den verlorenen Zwilling
Das Phänomen verlorener Zwilling ist ein sehr häufiges Thema in der Arbeit mit der Systemischen Selbst-Integration®.
Es trifft nicht nur Menschen die im Erwachsenenalter ihren Zwilling verloren haben, auch vor allem diejenigen die diese Erfahrung unterbewusst bereits im embryonalen Stadium erlebt haben.
Das kommt häufiger vor als man vermuten möchte.
Man geht zwischenzeitlich davon aus, dass bei ca. 40% der Schwangerschaften, Zwillinge angelegt sind. Aber nur ein Embryo überlebt. Der andere verabschiedet sich in der Regel bereits in der 4.-12. Schwangerschaftswoche.
Die Mutter selbst bekommt davon meist nichts mit.
Unsere Zellen haben ein Erinnerungsvermögen.
So werden im Embryo diese Erfahrungen im Körper gespeichert und ins Unterbewusstsein übernommen.
Der Verlust des Zwillings im frühgeburtlichen Stadium wird die erste schmerzliche Verlusterfahrung im Leben des Kindes.
Im Leben hat diese Verlusterfahrung starke Auswirkungen auf den eigenen Selbstwert und die eigene Wahrnehmung.
Die Abgrenzungsfähigkeit zu den Mitmenschen ist gestört.
Eine tiefe Sehnsucht zu dem verstorbenen Zwilling und dem wunderbaren tiefen, innigen Gefühl im Mutterleib, entsteht.
Das hat auch später Auswirkungen auf die Partnerschaft.
Hier sucht der überlebende Zwilling nach einem Partner mit dem er genau so tief verschmelzen kann, wie damals im Mutterleib mit seinem Zwilling.
Für den Partner kann dieser Wunsch nach Nähe allerdings erdrückend und überfordernd sein.
Kein Wunder also das es in der Beziehung schwierig wird.
Um sich vor weiteren Verlusten zu schützen flüchten sich Betroffene in die Überabgrenzung.
Sie haben Schwierigkeiten sich auf Beziehungen emotional ein zu lassen, sie wirken distanziert und fühlen sich einsam.
Ihrer Familie gegenüber fühlen sie sich, schon als Kind nicht zugehörig, so als wären sie adoptiert.
Aus Loyalität zu dem verstorbenen Zwilling, der keinen Platz in der Familie hatte, blockieren sie die Liebe zu den Eltern.
Ganz nach dem Motto :“Wenn mein Zwilling die Liebe nicht bekommen konnte, darf ich sie mir auch nicht nehmen.“
Das Gefühl keinen Platz in der Familie und in der Welt zu haben ist sehr typisch für das Phänomen Verlorener Zwilling.
Menschen die einen Zwilling verloren haben, sind oft hochsensibel und spirituell und sind ständig auf der Suche nach Orientierung.
Manche wirken wie Engel ohne Bodenhaftung.
Aber auch die gleichen Dinge zweimal kaufen, für zwei arbeiten oder auch beruflich sich nicht entscheiden können, können Hinweise auf einen verlorenen Zwilling sein.
In der Aufstellung selbst kann die Hypothese überprüft werden.
Schmerzliche Gefühle und eine tiefe Sehnsucht entstehen und an dem Platz des verlorenen Zwillings kennt der Betroffene sich meist bestens aus.
Im Gegensatz zu anderen Methoden ist es für die Systemische Selbst-Integration®wichtig, den Zwilling und das Verlusterlebnis zu verabschieden und aus dem eigenen, inneren Raum zu entfernen.
Der Zwilling ist eine fremde Energie, mit erheblichen Auswirkungen auf die eigene Wahrnehmung und das eigene Selbstbild.
Im Grunde nichts anderes wie ein Computervirus der das eigene Programm stört.
Es hindert daran das eigene Leben zu leben und der Zwilling kann seinen Frieden nicht finden.
Für die Verabschiedung benötigt es eine Menge Mut und Entschlossenheit, aber mit jedem Schritt der Abgrenzung kommt mehr Ruhe, Gelassenheit, innere Stärke und ein ganz neuer Blick auf sein eigenes, unbezwingbares Selbst.